Kolonialismus an den Ladentheken

Anders als heute, wo Lebens- und Genussmittel wie Kaffee, Kakao, Tabak oder verschiedene Gewürze in standardisierter Form im Supermarkt verkauft werden, wurden sie bis vor wenigen Jahrzehnten in Kolonialwarenläden – auch Kram- oder Gemischtwarenläden genannt – angeboten. Diese Läden waren häufig Familienbetriebe und nicht selten in Wohnhäuser integriert, wo ein Zimmer zum Verkaufs- und Lagerraum umfunktioniert wurde. Dies mag idyllisch erscheinen; aber die die Möglichkeit, Kaffee, Tee, Tabak usw. in Europa zum Verkauf anzubieten, war mit kolonialer Eroberung und Ausbeutungsverhältnissen verbunden.

Auch in Kassel gab es – wie man mit Hilfe von Fotografien aus dem Stadtarchiv rekonstruieren kann – mehrere Kolonialwarenläden, beispielsweise in der Wilhelmsstraße oder der Mittelgasse, aber auch am Altmarkt und in Kaufungen. Auf der Homepage des Landesmuseums Kassel wurde bereits im Herbst 2015 angekündigt, dass letzterer Teil des Themenbereichs „Wirtschaftswunder der 1950er Jahre“ in einer Dauerausstellung werden und für die Besucher*innen ausgestellt werden soll.[1]

Die Kolonialwarenläden haben ab den 1960er/1970er Jahren nach und nach ihren Betrieb eingestellt. Einige schlossen sich bereits 1898 zur „Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin“ (kurz E.d.K) zusammen, aus der die Firma Edeka hervorging. Dass sich die Bedingungen, unter denen die einstigen Kolonialwaren produziert und gehandelt werden, grundlegend verbessert haben, kann angesichts auch heute noch bestehender Ausbeutungsverhältnisse bezweifelt werden.

[1] Hessisches Landesmuseum in Kassel, 2015: Ein Kolonialwareladen aus Kaufungen – von der Auslage in die Museumsvitrine, http://blog.landesmuseum-kassel.de/2015/09/04/ein-kolonialwarenladen-aus-kaufungen-von-der-auslage-in-die-museumsvitrine/

Literatur/ weiterführende Informationen: