Offener Brief an den AStA der Universität Kassel

Betr.: Veranstaltung zu Critical Whiteness

Sehr geehrte Damen und Herren,

das AStA-Referat für Antidiskriminierung und offene Gesellschaft hat (gemeinsam mit dem AK Raccoons und dem Bündnis gegen Antisemitismus) im Rahmen der Vortragsreihe „Reaktionäre Ideologien im fortschrittlichen Gewand“ am 20.6.2017 eine Veranstaltung mit Sören Pünjer mit dem Titel „Fifty shades of black and white – Der politisch korrekte Rassismus der Critical Whiteness“ durchgeführt.

Wir von der Initiative Kassel postkolonial – viele von uns Studierende dieser Uni – möchten den AStA fragen, wie es sein kann, dass das Referat für Antidiskriminierung einen Referenten einlädt, der …

  1. offenbar große Sympathien für die rechtsradikale English Defence League hegt (vgl. http://www.redaktion-bahamas.org/auswahl/web59-2.html)?
  2. bereits im Titel und im Ankündigungstext des Vortrags Critical Whiteness und Antirassismus pauschal als rassistisch diskreditiert und sich inhaltlich und begrifflich in eine Reihe mit der reaktionären Bewegung gegen politische Korrektheit stellt (vgl. PI-news.net)?
  3. ungeachtet der (auch in Kassel verübten) Morde des NSU die These vertritt, Rassismus gebe es heute so gut wie gar nicht mehr und der die Existenz rassistischer Polizeigewalt in den USA leugnet (Diskussion am 20.6.2017)?
  4. die rassistisch begründete Herrschaft im Kolonialismus damit legitimiert, sie habe den Menschen in Afrika erst ihre Individualität beigebracht und ungeachtet aller Völkermorde und Massaker (auch des von ihm gelobten britischen Kolonialismus, z.B. in Kenia) offensiv vertritt, es habe „zu wenig Kolonialismus“ gegeben (ebd.)?

Wir fragen weiterhin, warum die Moderatorin der Veranstaltung auf diese letzte rassistische Entgleisung nicht den Referenten, sondern empörte Menschen aus dem Publikum, u.a. People of Colour, gemaßregelt und ihnen mit dem Rauswurf aus der Veranstaltung gedroht hat.

Wir bitten den AStA freundlich um eine Stellungnahme zu diesem offenen Brief. Diese würden wir gegebenenfalls ebenfalls veröffentlichen.

 

Mit besten Grüßen,

Kassel postkolonial

Kontakt: kassel-postkolonial@uni-kassel.de