Koloniale (Dis-)Kontinuitäten sichtbar machen – Aktivitäten der Gruppe „witzenhausen postkolonial“

Heute wollen wir gerne den Aktivitäten der befreundeten Gruppe ‚witzenhausen postkolonial‘ Platz auf unserer Webseite einräumen. Daher folgender Text von ihnen über ihre aktuellsten Aktivitäten:

Von 1898 bis zum Ende des 2. Weltkriegs wurden an der „Deutschen Kolonialschule“ (DKS) in Witzenhausen junge Menschen landwirtschaftlich ausgebildet, um als Fachkräfte und „Kulturpioniere“  in den ehemaligen deutschen Kolonien tätig zu werden. Zwischen 1908 und 1910 existierte hier zudem eine Kolonial-Frauenschule, in der Frauen als „Kulturträgerinnen“ und Ehefrauen ausgebildet wurden.

Wir von der Gruppe witzenhausen postkolonial engagieren uns, um in Witzenhausen Prozesse auf den Weg zu bringen und Räume zu eröffnen, in denen die Geschichte und Gegenwart des Lehrstandortes Witzenhausen vor dem Hintergrund des deutschen Kolonialismus reflektiert wird. Bei wizpostkolonial sind Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Interessen, Erfahrungen und Zugängen zur Thematik aktiv.

Wichtige Schwerpunkte unserer Arbeit sehen wir in einer kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen des Deutschen Kolonialismus innerhalb der bundesdeutschen Gesellschaft. Wir fragen nach der Rolle von Landwirtschaft im Kolonialismus und der Geschichte der DKS während der NS- und Nachkriegszeit. In der Geschichte des Standortes manifestieren sich verschiedene Dimension des deutschen Kolonialismus: Rassismus, Patriotismus, Paternalismus und patriarchale Machtstrukturen sowie die Konstruktion von Geschlechterverhältnissen. Dabei hinterfragen wir die Rolle von Wissenschaft bei der Produktion und Verbreitung von wissenschaftlichem Rassismus zur Legitimation weißer Dominanz.

Die Kolonialzeit stellt für viele Menschen in Deutschland ein nahezu unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte dar. Deshalb versuchen wir an einem „Erinnerungsort“ des deutschen Kolonialismus gemeinsam über diese Geschichte zu lernen, zu diskutieren und uns aktiv mit Menschen in verschiedenen Projekten darüber auszutauschen. Wir laden Menschen dazu ein uns bei dieser Aufgabe zu unterstützen und gemeinsam weitere Aktionen und Projekte auf den Weg zu bringen.

Unsere (bisherigen) Projekte:

  • Postkolonialer Stadtrundgang durch Witzenhausen „Auf den Spuren des kolonialen Erbes“ à Terminanfragen an wizpostkolonial@riseup.net
  • „Perspektivwechsel Witzenhausen“ initiiert vom Hessischen Rundfunk: multimediales Projekt zur kolonialen Vergangenheit Witzenhausens

(https://www.hr-inforadio.de/programm/wissenswert/wissenswert–von-hessen-nach-deutsch-afrika-witzenhausen-und-sein-koloniales-erbe,epg-so-16480.html ;

https://www.hr2.de/podcasts/literaturland-hessen–perspektivenwechsel—witzenhausen-und-sein-koloniales-erbe-,audio-44132.html ;

https://www.hr2.de/veranstaltungen/literaturland/raus-aufs-land/witzenhausen-eine-bibliothek-erzaehlt-kolonialgeschichte-,witzenhausen-110.html ;

https://www.youtube.com/playlist?list=PLUkDUgvBleSYEZPqElAcLxJHn9VZSXi0Q)

  • Engagement für ein mehrsprachiges modernes Informationskonzept zur Standortgeschichte auf dem Campus
  • Seminar (Fundamentale) am FB 11 mit dem Titel „Koloniale (Dis-)Kontinuitäten“
  • Unterstützung der studentischen Initiative zum Erhalt der Agrargeschichte

(Kontakt über: wizpostkolonial@riseup.net)